Drei Fragen an Babette Scurrell

Drei Fragen an Babette Scurrell
Drei Fragen an Babette Scurrel | Bildquelle: Unsplash

Organisationen müssen sich angesichts vielfältiger Krisen rasch und gründlich wandeln. Doch wie gelingt das unter hohem Zeit- und Handlungsdruck? Das Buch Organisationen hacken schlägt eine neue Perspektive vor. In der Serie »Drei Fragen an ...« reden wir mit den Autor:innen.

Was gefällt dir an dem Buch, Babette?

Die Einleitung, denn da konnte ich meine Gedankenwelt vom »Ausreizen der Handlungsspielräume« und (milderen Formen des) »zivilem Ungehorsam« mit der modernen Sprache weitgehend in Einklang bringen. Inhaltlich gestört habe ich schon in den 1990ern, wenn ich zum Beispiel darauf bestanden habe, gemeinwirtschaftliche Arbeitsformen, heute würde man commoning sagen, und auch Landwirtschaft in den Arbeitsgruppen oder unter dem Thema »Wirtschaft« zu diskutieren. Wissenschaftler:innen und politische Repräsentanten auf diesen Veranstaltungen waren immer sehr irritiert.

Was hast du beim Schreiben gelernt?

… dass wir unbedingt einen Dialog der Generationen brauchen. Die Schnelllebigkeit politischer Strömungen und der Aktualitätswahn des Wissenschaftssystems – Bücher älter als fünf Jahre liest man nicht – führen dazu, dass im fünf bis zehn Jahresabstand alles neu erfunden wird. Wir wissen nicht mehr, worauf wir aufbauen können. Das entwertet aber auch immer älteres Wissen und frühere Aktionen. Ich bin erst 1990 in dieses Gesellschaftssystem gekommen und dachte 1992 zum Beispiel, dass »nachhaltige Entwicklung« als notwendige Handlungsrichtung »im Westen« anerkannt sei. Für die nächsten fünf, sechs Jahre noch, musste ich mich immer wieder in Diskussionen sortieren und orientieren, Dinge erklären, die ich für selbstverständlich hielt. Als ich 2018 bei einer Regionalexkursion mit Abiturient:innen aus der Nähe von Hannover die Entwicklungen in Wolfen erklärte und die Abkürzung »ABM« nicht mehr verstanden wurde, hatte ich das erste Mal den Eindruck, dass Kommunikation zwischen Generationen und Regionen ein Problem wird. Wie tiefgreifend das im wissenschaftlichen wie im aktivistischen Milieu ist und dass es nicht von alleine oder durch gelegentliche Erklärungen weggeht, wurde mir jetzt klar.

Was hackst du als nächstes?

Da sich meine Lebensumstände gerade sehr wandeln, ich nach und nach aus dem Berufsleben aussteige, plane ich keine neuen Tricks und Störungen. Aber ich bin gewiss, es werden sich Gelegenheiten bieten, Sand in ein falsches Getriebe zu streuen oder anderen dabei zu helfen.